Pilgerstab

Unsere selbstgebauten Pilgerstäbe sind von der ersten Etappe an dabei. Als Stütze und besonders als Taktstock möchten wir die Stäbe in den Pilgerwochen nicht mehr missen.  Mit ein paar Handgriffen und wenig Utensilien wird aus einem einfachen Stück Holz ein individuell zugeschnittener  Wanderstab und persönlicher Schatz.

 

Den Bau von Simons Stab haben wir hier dokumentiert.


Material:

1 Holzstab (Haselnuss, mind. 1,70m Lang, 3-4 cm dick, relativ gerade gewachsen)

1 Fettlederriemen (3m lang, 8mm breit, 3,5-4,0 mm dick)

1 Stockspitze

2 Holznägel mit breitem Kopf

2 Blatt Schmirgelpapier (220 und 180)


Schritt 1:

Den Holzstab haben wir uns aus dem Wald vor der Haustür geschnitten. Bei der Länge haben wir großzügig gemessen, um beim Schneiden, Trocknen und Verarbeiten noch Reserven zu haben. Beim Trocknen ohne Rinde neigt das Holz dazu, an den Enden  zu reißen. Da hilft es, wenn man nach dem Trocknen noch kappen kann. Im rohen Zustand reichte der Stock bis zur Nasenspitze. Die Endlänge sollte das Kinn noch erreichen, um in kurzen Pausen den Kopf ausruhen zu können.

 

Ein gewisse Krümmung gibt dem Stock ein individuelles Aussehen. Wir haben darauf aufgepasst, dass am unteren (dünneren) Ende jedoch keine Knoten sind, die die Befestigung der Stockspitze behindert.



Schritt 2:
In den ersten drei Wochen konnte der Stab trocknen. Die noch verbliebene Rinde verhinderte das Reißen des Stocks während der schnellen Austrocknung. Jetzt ging es an das Schnitzen und Kappen.


Oben und unten wurden die Reserven abgeschnitten. Die Rinde schnitzten wir  ab, ließen aber noch Maserung erkennbar stehen. Das obere, breitere Ende schnitzten wir soweit rund, dass die Hand bequem darauf abgelegt werden kann. Mit Schmirgelpapier wurde der Stock dann noch glatt gestrichen und erhielt schon jetzt die weiche, glatte Oberfläche. 

 

Danach gings 3 weitere Wochen zum endgültigen Trocknen in den Heizungskeller (liegend).


Schritt 3:
Damit der Stock sich im Laufe der kommenden Wanderetappen nicht stetig abnutzt (er soll ja auch irgendwann in Santiago ankommen) erhielt er nach dem Austrocknen die Bergstockspitze (zu bekommen im Ebay oder im Fachhandel, z. B. www.stockladen.de). 

 

Die Stockspitze haben wir beim Bestellen so gewählt, dass sie  im Durchmesser etwas kleiner als der Stocks ist. Den Stock haben wir dann unten mit einer Feile konisch  gefeilt, damit er ein gutes Stück in der Metallspitze versank. Die Spitze sollte nicht wackeln. Wir haben sie mit ein paar Hammerschlägen zum Schluss fest fixiert. Der mitgelieferte Nagel fixiert die Spitze dann endgültig am Stock. 

Ist der Stock bei der Montage nicht vollständig getrocknet, kann der noch einlaufen und die Spitze wackelt!


Schritt 4:
Für die spätere  Befestigung des Lederriemens bohrten wir etwa 1,5-handbreit entfernt vom oberen Stockende ein Loch durch den Stab. Erst mit 6 mm Bohrkopf, dann mit 8 mm und zum Schluss mit 10 mm. Die Ränder können dabei etwas ausbrechen. Das zogen wir mit Rundfeile und Schmirgelpapier wieder geschmeidig.

 

Der von uns verwendete Stock ist 3 cm dick. Neben dem Loch bleibt damit genug Stabilität. 


Schritt 5:
Für den Griff schnitten wir 2m von den insgesamt 3m Lederriemen ab.

 

Die Mitte des Griffes richteten wir dabei auf den in 90 Grad abgewinkelten Unterarm aus. Das obere Ende des Griffbandes fixierten wir mit  einem Nagel. Der breite Kopf des Nagels verhindert das Ausreißen.  Den Riemen wickelten wir dann so fest und eng wie möglich nach unten um den Stock.

Am unteren Ende wurde das Band dann wieder mit einem solchen Nagel fixiert.


Schritt 6:
Den verbleibenden Meter Lederriemen zogen wir durch die Bohrung. Das Ende verknoteten wir etwas oberhalb des unteren  Randes des  Griffs.

 

Der Riemen wird beim Gehen als 8 gedreht. Das Handgelenk ruht dabei auf dem weichen Lederknoten und die Hand führt den Stock ganz entspannt. Den Stock kann man dann auch wie einen Nordic-Walking-Stock mit geöffneter Hand führen und schwingen.


Schritt 7:

Den Stock kann man noch mit verschieden Mitteln behandeln.
Ich bevorzuge Öl. Bleibt der Stock unbehandelt, kann er auch noch mit Lötkolben beschriftet oder bemalt werden. (z. B. Muschel, Jakobus oder "Ulteïa").

Ein Versuch, einen anderen Stock mit Lack zu behandeln war eher eine Enttäuschung. Das Holz ist dann zwar wetterfest, der Stock sieht aber anschließend eher gelb und künstlich aus.

 

Links: Unbehandelte Haselnuss
Mitte: Geölt (lässt den Stock dunkler werden und bei Regen glitschig)
Rechts: Unbehandeltes Eschenholz


Annette's Variante:

Den Ledergriff weglassen. Die Hand hat dann beim Pilgern die Möglichkeit auf einer größeren Länge des gut geschmirgelten  Stocks entlang zu gleiten.  Gleichzeitig bleibt Platz, die schönsten Stationen des Weges als Erinnerung auf den Stock zu brennen. Dann aber nicht behandeln, da nach dem Ölen das Brennen schwierig wird.